Während das Leben in den Städten von modernen Einkaufszentren internationalen Standards und Verkehrschaos auf den Straßen geprägt ist, ist das Leben auf dem Land wenig(er) luxuriös, aber ruhig. Hier finden Sie nützliche Tipps und praktische Hinweise zum Alltagsleben in Nigeria.
Währung Naira
Wechselkurs 1 EUR = 466 Naira (Dezember 2020)
Zeitzone UTC/GMT+1
Landesvorwahl (Telefon) +234
Klima (in der Hauptstadt) tropisch (trocken und heiß)
Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen
Die Informationen des Auswärtigen Amtes über die Einreisebestimmungen für Nigeria sollten ernst genommen werden, um Unannehmlichkeiten bei der Einreise aus dem Weg zu gehen. Neben einem gültigen Reisepass benötigt der Reisende ein Visum und einen Nachweis einer Gelbfieberimpfung. Das Visum und andere nützliche Reiseinformationen sind bei der nigerianischen Botschaft in Berlin bzw. beim nigerianischen Konsulat in Frankfurt am Main erhältlich.
Es ist zu empfehlen mit der Beantragung des Visums frühzeitig zu beginnen, da sich der Prozess
oftmals etwas in die Länge zieht.
Wohnen und Versorgung
Die Immobilien- und Mietpreise in den Großstädten Nigerias, wie z.B. Abuja und Lagos, sind exorbitant, Tendenz steigend. In den größeren Städten ist es nicht unüblich, dass Vermieter, je nach Lage und Größe der Wohnung, zwei bis drei Jahre Miete im Voraus verlangen. Arbeitgeber sind ihren Mitarbeitern bei längeren Arbeitseinsätzen in den größeren Städten oftmals bei der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft behilflich oder stellen diese von sich aus zur Verfügung.
In den größeren Städten Nigerias findet man im Prinzip alles, was mit Geld erworben werden kann. Dort sind die modernen Einkaufszentren mit Produktpaletten ausgestattet, die internationalen Standards entsprechen. Während die wohlhabenderen Nigerianer und die Expats ihre Einkäufe meist in den großen Supermärkten und Shoppingmalls tätigen, versorgen sich die durchschnittlichen Nigerianer auf den Märkten, im Straßenverkauf, bei fliegenden Händler oder in kleinen Läden. Auf den Märkten werden Güter aller Art für den täglichen Bedarf günstig angeboten; die Preise werden durch Handeln ausgelotet.
Es gibt eine Vielzahl an Online Shops in Nigeria. Laut einer Studie werden durch Online Shopping monatlich Transaktionen im Wert von 1,3 Milliarden Naira (ca. 3,2 Mio. Euro) in Nigeria umgesetzt. Fast täglich entstehen neue Online Shops. Vorsicht, nicht alle Online Shops sind seriös und sicher.
Die Lebenshaltungskosten in Nigeria sind abhängig davon, wo man lebt. Auf dem Land sind die Lebenshaltungskosten vergleichsweise niedrig, in den Städten relativ hoch, v.a. in Lagos und Abuja.
Laut einer Studie der Unternehmensberatung Mercer 2020 steht Lagos auf Platz 18 und Abuja auf Platz 68 von über 209 untersuchten Städten weltweit. Informationen zum Leben in Lagos und Abuja bieten Expat Arrivals Guide, Lover`s Guide to Lagos und Abuja City Guide.
Küche
Aufgrund der großen ethnischen Vielfalt gibt es in Nigeria kein landesweit verbreitetes Nationalgericht. In jeder Region des Landes gibt es aber Gerichte, die als «typisch» für die jeweilige Ethnie gelten. Zu den Spezialitäten der nordnigerianischen Küche zählen «Miyan Taushe oder Pumpkin soup» (Soße mit Kürbis, Fleisch, Blattspinat, getrocknetem Fisch), «Suya» (mit Rindfleisch bestückte, scharf gewürzte Spieße) und «Kilishi» (gewürztes getrocknetes Rind-, Lamm- oder Ziegenfleisch). Als Beilage zu «Pumpkin soup» gehört «Tuwo Shinkafa» (pürierter Reis).
Zu den Spezialitäten aus dem Süden zählen: «Egusi soup» (Soßen aus Fleisch oder getrocknetem
Fisch, gemahlenen Kürbiskernen, Palmöl), «Okra soup» (Soßen aus Okraschoten, Fleisch, getrocknetem Fisch, Palmöl), «Jollof rice» (Reisgericht mit Zwiebeln, Tomaten, Chilis, Palmöl, Rind oder Hühnerfleisch). Als Beilagen zu den Soßen werden in der Regel «Fufu» (Klöße aus gestampftem Maniok), «Pounded yam» (Klöße aus gestampften Yamswurzeln) und «Garri» (Maniokgries) gereicht. Zum südnigerianischen Frühstück darf «Akara» (kleine frittierte Bällchen aus Schwarzaugenbohnen) oder «Dodo» (gebratene Kochbananen) nicht fehlen.
Fast alle Gerichte im Land werden mit der Hand gegessen. Da die linke Hand als «unrein» gilt, wird immer mit der rechten Hand gegessen. Zu den Gerichten trinkt man grundsätzlich Wasser.
Geld und Geldtransfer
Der Wechselkurs der nigerianischen Währung Naira (1 Naira = 100 Kobo) kann stark variieren. Die kleinere Einheit «Kobo» (Münzen) des Naira wird aufgrund der hohen Inflationsrate nicht mehr genutzt. Stattdessen werden stets höherwertige Banknoten in Naira gedruckt. Empfehlenswert ist es, für die ersten Wochen Traveller-Cheques bei sich zu haben, die man in Nigeria in jeder Bank umtauschen kann. Zudem wird empfohlen, Bargeld in US-Dollar zum Umtausch mitzunehmen. Grundsätzlich ist der Geldwechsel bei den Banken bzw. bei den offiziellen Wechselstuben (Bureaux de Change) möglich. Vorsicht beim Umtausch auf dem Schwarzmarkt oder bei den fliegenden Händlern, da dieser offiziell nicht gestattet ist.
Der Gebrauch von Kreditkarten ist nur in seltenen Fällen möglich. In den großen Hotels von internationalem Standard in Abuja und Lagos werden Kreditkarten wie American Express, MasterCard und Visa als Zahlungsmittel akzeptiert. Geldautomaten gibt es lediglich in den großen Städten – meistens mit langen Warteschlangen – sowie in Bankfilialen, Hotels und Flughäfen.
Für den Geldtransfer von Deutschland nach Nigeria ist Western Union zu empfehlen. Informationen zur Kontoeröffnung in Nigeria finden Sie bei den folgenden in Nigeria zugelassenen Banken.
Reise, Transport und Verkehr
Schlecht befestigte Straßen, überhöhte Fahrgeschwindigkeit und fehlende oder nur spärlich vorhandene Verkehrserziehung führen regelmäßig zu einer großen Zahl von Verkehrsunfällen. Während der Regenzeit sind einige abgelegene Straßen, insbesondere in den ländlichen Gebieten, überhaupt nicht passierbar. In Lagos und den Bundeshauptstädten ist der Verkehr meist chaotisch. Die Autofahrer spielen gerne ihre Macht aus. Es gilt das Prinzip «Survival of the fittest» oder «wer zuerst kommt, malt zuerst». Viele Autofahrer stecken jeden Tag mehrere Stunden im Stau oder stockendem Verkehr, «Go Slow» genannt, fest. Aufgrund der hohen Unfallquote ist vor Fahrten mit dem Auto zu warnen.
Um innerhalb einer der Städte Nigerias von einem Ort zum anderen zu gelangen, kann man auch Taxis, Minibusse, Dreirad, die Keke und Motorradtaxis, die Okada genannt werden, nutzen. Bei Fahrten mit Taxis sollte man den Fahrpreis vor Antritt der Fahrt mit dem Fahrer aushandeln. Bei Fahrten mit Okadas sollte man seinen eigenen Motorradhelm dabei haben, da sich die meisten Fahrer weder für sich selbst noch für ihre Passagiere einen Helm leisten können.
Aufgrund einer sehr hohen Anzahl tödlicher Unfälle ist das Fahren von Motorradtaxis seit dem 1. Oktober 2006 in der Innenstadt der Hauptstadt Abuja verboten. Im Februar 2020 wurde der Einsatz von Motorradtaxis in vielen Stadtteilen des Bundesstaates Lagos ebenfalls verboten. Zahlreiche Dreirad- und Motorradfahrer protestierten vehement gegen das Verbot.
In Lagos und Abuja konnte sich indessen der Online-Vermittlungsdienst Uber zu einer ernstzunehmenden Alternative zu den lokalen Taxis, Minibussen und Motorradtaxis etablieren. Die Buchung und Bezahlung werden bei Uber einfach und nachvollziehbar über das Smartphone abgewickelt. Die Preise werden von der Stadtbevölkerung durchweg als fair und angemessen erachtet.
Das Busnetz Bus Rapid Transit (BRT), das von den zwei privaten Firmen «Nigerian Union of Road Transport Workers (NURTW)» und «Lagos State Government owned Asset-Management Company (LagBus)» betrieben wird, steht für den öffentlichen Nahverkehr in Lagos zur Verfügung. Die Fahrkarten sollten vor Beginn der Fahrt an den Bushaltestellen besorgt werden. Die Busse bieten Komfort, sind zuverlässig und fahren planmäßig.
Für Überlandfahrten stehen mehrere Busunternehmen zur Verfügung, so z.B. ABC Transport, Cross Country Limited, Chisco und GUO Transport. Die Busse bieten Komfort, sind sicher, fahren planmäßig und kommen i.d.R. pünktlich am Zielort an.
Bei Bedarf kann man auch über Autoverleihfirmen, wie z.B. Avis Nigeria, die Niederlassungen in Lagos, Abuja, Port Harcourt, Benin und Owerri hat, einen Wagen mit Fahrer mieten. Diese Option ist aufgrund der schwierigen Sicherheits- und Verkehrslage in Nigeria besonders empfehlenswert.
Die nigerianische Eisenbahn gilt als preisgünstiges, aber unzuverlässiges Transportmittel. Die Eisenbahnlinien Lagos-Kano und Abuja-Kaduna wurden 2013/2014 nach 50 Jahren wieder Instand gesetzt. Nachbesserungen im Bereich Sicherheit wären jedoch dringend erforderlich.
Günstige Inlandflüge zwischen den Städten werden von mehreren nigerianischen Fluggesellschaften angeboten. Empfehlenswert ist eine rechtzeitige Buchung.
Touristische Attraktionen
Der Tourismus ist in Nigeria nicht besonders ausgeprägt. Eine Reise durch Nigeria lohnt sich aber dennoch angesichts seiner Nationalparks, der großen Feste wie dem Id-el-Fitr in muslimischen Gebieten im Norden, seiner Stadtfeste wie in Oshogbo (Osun Bundesstaat), des Lagos Karnevals in Lagos (Lagos Bundesstaat), des Calabar Karnevals in Calabar (Cross River Bundesstaat), des Abuja Karnevals in Abuja (Federal Capital Territory) und des Mmanwu Festivals Enugu (Enugu Bundesstaat).
Weitere Touristenattraktionen sind die berühmten heiligen Yoruba-Haine in Oshogbo, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Hier befinden sich zahlreiche Heiligtümer und Schreine der traditionellen Yoruba-Religion. Ebenfalls zum Weltkulturerbe zählen die wunderschön angelegten Bergdörfer der Sukur an der Grenze zu Kamerun im Bundesstaat Adamawa, die allerdings verkehrsmäßig schwer zu erreichen sind.
Kurzvideos zum Thema:
Fascinating Nigeria
Fascinating Sites in Nigeria
Sicherheitslage
Aufgrund der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Lage im Land ist die Kriminalität, vor allem in Lagos und Abuja, hoch. Nach Angabe des nigerianischen National Bureaus of Statistics (NBS) verzeichneten beide Bundesländer Lagos und FCT Abuja 2016 die höchste Kriminalitätsrate. Armut und Reichtum sind in Nigeria eine Frage der Verteilung. Gerade die nicht oder ungerecht gelöste Verteilungsfrage ist eine der Hauptursachen der Konflikte, die im Land seit dem Demokratisierungsprozess, der 1999 begann, schwelen. Aufgrund der Armut und wirtschaftlichen Not ist in den letzten Jahren auch die Anzahl an Entführungen mit Lösegeldforderungen und bewaffnete Raubüberfällen stark angestiegen.
Die Sicherheitslage in Nigeria wird als instabil eingestuft. Sie ist gekennzeichnet von regionalen Konfliktherden und von Unruhen. Insbesondere der Norden des Landes (Scharia-Bundesstaaten) und das Nigerdelta (Ölförderregion) gelten als gefährliche Regionen.
Reisende sollten sich an die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes und die Reisehinweise der britischen Regierung halten. Deutsche Staatsbürger, die nach Nigeria reisen, sollten sich zudem in die Botschaftsliste des Auswärtigen Amtes eintragen, um dort für den Notfall offiziell erfasst zu sein. Detaillierte Informationen über Sicherheitsfragen in Nigeria finden sich auch auf der Webseite des U.S. State Departments sowie Informationen zur Sicherheitslage in Nigeria auf der Webseite des European Country of Origin Information Network (ecoi.net).
Auf jeder Autofahrt über Land muss man Checkpoints passieren, die nicht nur von der Polizei und dem Militär, sondern auch von Zivilisten eingerichtet werden. So passiert man auf 100 Kilometern in der Regel circa 10 Checkpoints. Hier wird man meist angehalten und es werden die Fahrzeugpapiere, Führerschein und sonstige Papiere verlangt. In der Regel wird erwartet, dass man etwas Geld zahlt, um die Fahrt fortsetzen zu können. Es ist ratsam, in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, auf keinen Fall aggressiv zu reagieren oder ungeduldig zu werden.
Gesundheitsrisiken
Informationen über die häufigsten Krankheiten, Impfempfehlungen und -vorschriften sowie Gesundheitsrisiken bieten der Reisemedizinische Infoservice «fit for travel» und das Reisemedizinische Zentrum am Tropeninstitut Hamburg. Darüber hinaus sind die medizinischen Hinweise des Auswärtigen Amts und die allgemeinen Gesundheitstipps der Webseite «Der Reiseführer» empfehlenswert.
Durchfallerkrankungen sind in tropischen Ländern normal. Kinder sind besonders schnell betroffen. Deshalb ist es empfehlenswert, mindestens in den ersten Wochen des Aufenthaltes das Trinken von ungefiltertem Wasser sowie den Verzehr von ungekochtem Essen und ungeschältem Obst zu vermeiden.
Telekommunikation und Internet
Der Telekommunikationsmarkt in Nigeria boomt. Mobilfunknetz und Internetprovider sind flächendeckend vorhanden. Dabei ist der Mobilfunksektor sehr fortgeschritten und wächst stetig. Dagegen geht die Anzahl der Telefonanschlüsse im Festnetz ständig zurück. Führende Mobilfunkunternehmen im Land sind MTN, Glo, Airtel und 9mobile. Wer günstig telefonieren möchte, sollte Prepaid-Karten der örtlichen Anbieter, die an allen Ecken zu kaufen sind, verwenden.
Die Bedeutung des Internets nimmt, wie in fast allen afrikanischen Ländern, rasant zu. In den meisten Städten des Landes gibt es mittlerweile zahlreiche Internetcafés. Allerdings sind die Verbindungen oftmals sehr langsam und man sollte sich auf jeden Fall auf Unterbrechungen der Verbindung aufgrund von Stromausfällen einstellen. Derzeit werden die Internetcafés zunehmend durch Smartphones, die einen mobilen Internetzugang bieten, ersetzt.
Nützliche Adressen
Nigerianische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin
Generalkonsulat von Nigeria, Frankfurt/Main
Deutsche Vertretungen in Nigeria, Abuja und Lagos
Das Auswärtige Amt, Berlin
Goethe-Institut Nigeria, Lagos
IHK – Interkulturell Kompetent unterwegs in Nigeria (Verhaltenstipps in Nigeria) IHK – Interkulturell Kompetent unterwegs in Subsahara-Afrika (Kulturprofil Nigeria) Nigerian Pidgin English
Nigeria and the Oxford English Dictionary
(Aufnahme von einzelnen Ausdrücken aus dem nigerianischen Englisch in das Oxford English Dictionary)
Konrad-Adenauer-Stiftung (Kleines Wörterbuch nigerianischer Sprachen)
Naij News (Portal für aktuelle Nachrichten aus Nigeria)
NigeriaGalleria (Informationsportal mit Branchenverzeichnis, Stellenangeboten, Tourismusguides, aktuellen Nachrichten und Tipps für die Gesundheit)
Federal Ministries in Nigeria (Adressen der Bundesministerien)
Afrobarometer Nigeria
Public Holidays in Nigeria
BMZ: Zusammenarbeit mit Nigeria
Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist Emmanuel I. Ede. Die Urheber wurden informiert, dass auf meiner Tourismusseite für Nigeria die Inhalte veröffentlicht werden.