Gesundheit

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Insgesamt kann die Gesundheitsversorgung in Nigeria als «mangelhaft» bezeichnet werden. Wer kein Geld hat, bekommt keine medizinische Behandlung. Zwischen Arm und Reich sowie zwischen Nord und Süd besteht ein erhebliches Gefälle: Im Norden des Landes ist die Gesundheitsversorgung besonders prekär. Auf dem Land sind die Verhältnisse noch schlechter als in der Stadt. 

Mit 29 Todesfällen pro 1.000 Neugeborenen hat Nigeria – laut einem UNICEF -Bericht (2018) – weltweit die elfthöchste Todesrate bei Neugeborenen. Damit gilt das Land in Afrika südlich der Sahara als «einer der acht gefährlichsten Orte», um geboren zu werden. Die medizinischen Einrichtungen werden in der Regel vom Staat unterhalten. Nur wenige Einrichtungen werden von den Kirchen oder von privaten Trägern finanziert. Da die Kosten für eine medizinische Behandlung in den privaten Einrichtungen hoch sind, können sie nur von den wenigen wohlhabenden Nigerianern in Anspruch genommen werden.  

Der Glaube an die Heilungskräfte der traditionellen Medizin ist bei den Nigerianern nach wie vor sehr lebendig. Bei bestimmten Krankheiten werden eher die traditionellen Heiler als die Schulmediziner nach westlichem Vorbild konsultiert. 

Krankheiten 

Die am häufigsten in Nigeria anzutreffenden Krankheiten sind Malaria, Hepatitis, Durchfallerkrankungen, Cholera, Typhus, Tuberkulose, Gelbfieber, Polio, Meningitis, Bilharziose (Schistosomiasis), die durch Süßwasserparasiten übertragen wird, Flussblindheit («River blindness») sowie die Schlafkrankheit, die von Tsetsefliegen übertragen wird. 

In den letzten Jahren wurden mehrere Massenimpfungen gegen Polio und Meningitis durchgeführt. Ende 2016 kam es zu einem akuten Meningitis-Ausbruch, bei dem 745 Menschen gestorben sind und mehr als 8.000 Verdachtsfälle registriert wurden. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind die Hälfte der erkrankten Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten im Norden des Landes.  

HIV/Aids 

HIV/AIDS hat sich in den letzten Jahren in Nigeria sehr schnell ausgebreitet. Gründe für die rasante Ausbreitung sind Faktoren wie Promiskuität, die nach wie vor seltene Verwendung von Kondomen, ländliche und städtische Armut, die niedrige Alphabetisierungsrate und schlechte Bildung, der insgesamt schlechte Gesundheitszustand, der niedrige gesellschaftliche Status von Frauen sowie die Stigmatisierung von Erkrankten. 

Zur Bekämpfung der weiteren Ausbreitung von HIV-Aids wurde 2002 von Seiten der Regierung die National Agency for the Control of HIV/AIDS» (NACA) gegründet. Die internationale Organisation AVERT führt vielfältige Kampagnen zur Steigerung der öffentlichen Aufmerksamkeit, Aufklärung und Prävention durch. 

Ebola 

2014 hatte sich in Westafrika – insbesondere in den Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone – eine Ebola-Epidemie ausgebreitet. Bis September 2014 hatten sich laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt 5833 Personen infiziert, 2833 Menschen waren zu diesem Zeitpunkt an dem Virus verstorben.  

Im Vergleich zu den anderen westafrikanischen Ländern hatte sich Ebola in Nigeria nur begrenzt ausgebreitet. Insgesamt gibt es 20 bestätigte Ebola-Fälle, 8 davon verliefen tödlich. Präsident Goodluck Jonathan erklärte in der UN-Vollversammlung vom 25.09.2014: «Wir können heute getrost sagen, dass Nigeria Ebola-frei ist.» Damit hat Nigeria – ebenso wie der Senegal – bewiesen, dass das

Ebola-Virus kontrollierbar ist. Am 20. Oktober 2014 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Nigeria offiziell für Ebola-frei. Nigeria gilt somit als Vorbild für die Bekämpfung von Ebola in Westafrika. 

Coronavirus / COVID-19 

Das Coronavirus, das Anfang 2020 in der chinesischen Stadt Wuhan die ersten Todesopfer verursachte, erreichte schnell auch den afrikanischen Kontinent: Bereits Ende Februar wurde der erste Fall in Nigeria registriert. Es handelte sich um einen Italiener, der in Nigeria arbeitet und nach einem Aufenthalt in Mailand in die Wirtschaftsmetropole Lagos zurückgekehrt war. Der zweite Corona-Fall in Nigeria wurde durch diesen Italiener infiziert.

Seitdem hat sich das Virus in Nigeria – ebenso wie in der ganzen Welt- rasant verbreitet: Bereits Mitte März 2020 gab es laut dem Nationalen Seuchenkontrollamt Nigeria Centre for Disease Control (NCDC) 40 bestätigte Infektionsfälle und einen Todesfall in Nigeria. Um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, ergriff die nigerianische Regierung Mitte März eine Reihe von Maßnahmen. So wurden die Landesgrenzen und Flughäfen (insbesondere für internationale Flüge) geschlossen sowie Versammlungen mit einer hohen Anzahl an Menschen verboten. 

Ende März 2020 verhängte die Regierung dann eine fünfwöchige Ausgangssperre (Lockdown) in den drei Bundesstaaten Lagos, Abuja und Ogun, die zu diesem Zeitpunkt am meisten von Corona betroffen waren. Die Ausgangssperre wurde am 04. Mai 2020 gelockert. Seitdem gilt landesweit nur noch eine nächtliche Ausgangssperre von 20 Uhr bis 6 Uhr sowie die Pflicht zum Tragen von Masken im öffentlichen Raum, insbesondere in Geschäften, Banken und auf den Märkten. 

Trotz der Maßnahmen verbreitete sich das Virus weiter im Land, so dass seit Ende Mai 2020 alle 36 Bundessstaaten davon betroffen sind. Dabei stieg die Zahl der bestätigten Infektionsfälle bis Ende Mai auf über 9.000 und die Zahl der gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit COVID-19 auf 300 an. Man geht davon aus, dass sich das Virus in den kommenden Monaten weiter in Nigeria ausbreitet. Die tagesaktuellen Statistiken über den Verlauf der Infektionszahlen werden von dem Nationalen Seuchenkontrollamt Nigeria Centre for Disease Control (NCDC) veröffentlicht. Zudem finden sich regelmäßige Updates zum Pandemiegeschehen in Nigeria auf der Webseite der 

Delegation der Deutschen Wirtschaft. 

Wie in anderen Teilen der Welt haben die Ausgangssperren auch in Nigeria vor allem die armen Bevölkerungsteile hart getroffen: Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben bei den ärmeren Nigerianer eine Hungersnot ausgelöst. Ein Großteil der armen Bevölkerung arbeitet im informellen Sektor und ist auf die täglichen Einnahmen – bspw. durch den Verkauf von Lebensmitteln und Handel in kleinen Mengen – angewiesen. Diese Menschen konnten während der Ausgangsperren kein Einkommen generieren. Um das Schlimmste zu verhindern, wurden in einigen Regionen – von Seiten der Regierung und Hilfsorganisationen – Nahrungsmittel an die notleidende Bevölkerung verteilt. Ende April bewilligte der Internationale Währungsfonds (IWF) Nigeria einen Nothilfe-Kredit in Höhe von 3,4 Milliarden US-Dollar zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie. Zudem hat die African Development Bank (AfDB) im Juni 2020 ein Darlehen in Höhe von 288,5 Millionen US-Dollar für Nigeria genehmigt, um die COVID-19-Pandemie zu bekämpfen und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft abzumindern.  

Viele Nigerianer haben ihre Arbeitsplätze verloren. Besonders betroffen sind der informelle Sektor, die Landwirtschaft, die verarbeitende Industrie und der Tourismussektor. Die Armut in Nigeria wird aufgrund der Corona Pandemie wieder steigen und auch die aufstrebende Mittelschicht könnte wieder in die Armut abrutschen, da viele kleine und mittlere Unternehmen pleite gehen. Die Corona-Pandemie zeigt die großen Schwächen des nigerianischen Gesundheitssystems: Die medizinische Versorgung im Land ist absolut unzureichend. 

Ende Juni 2020 leitete die nigerianische Bundesregierung erste Lockerungen der Maßnahmen ein und öffnete den Verkehr zwischen den Bundesländern wieder. Zudem wurden die Inlandsflüge nach drei Monaten Lockdown wieder aufgenommen. Ende Juli wurden die Bahnverbindungen im Land wieder freigegeben und Anfang September wurde der internationale Flugverkehr wieder zugelassen. Für die Wiederaufnahme des internationalen Flugverkehrs hat die nigerianische Regierung in einem Sicherheitsprotokoll strenge Sicherheitsmaßnahmen erlassen. Demnach sind die Fluggesellschaften u.a. dafür verantwortlich, dass Passagiere, die nach Nigeria einreisen möchten, einen negativen Corona-Test haben müssen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Bei Nichteinhaltung dieser Vorschrift müssen die Fluggesellschaften eine Geldstrafe von 3.500 US-Dollar pro Passagier bezahlen. 

Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist Emmanuel I. Ede. Die Urheber wurden informiert, dass auf meiner Tourismusseite für Nigeria die Inhalte veröffentlicht werden.